Inhalt
- Kurzfassung
- Der Küsterstein im Richelsdorfer Wald (neu mit Video aktualisiert am: 01.11.2021)
- Der Bergbau im Richelsdorfer Gebirge
- Die Kirchen in Richelsdorf
- Die 7 Mühlen in Richelsdorf
- Die Richelsdorfer Hütte & ihre Geschichte
- 700 Jahr Richelsdorf ( ausführlich )
Die Richelsdorfer Hütte & ihre GeschichteDie Richelsdorfer Hütte blickt auf eine lange und wechselvolle Geschichte zurück. Sie verdankt ihre Entstehung den verschiedenen Bodenschätzen im Richelsdorfer Gebirge, wo der Reihe nach Kupfer, Nickel, Kobalt und Schwerspat im Untertagebau gewonnen und verhüttet bzw. aufbereitet und verarbeitet wurden. Die älteste urkundliche Erwähnung stammt aus dem Jahre 1460, in der nachweislich von einer Kupferschmelzhütte die Rede ist. Die hessischen Landgrafen haben sich schon sehr früh für das Werk interessiert. Es wurden Bergordnungen und die Bergfreiheit mit der achtstündigen Arbeitszeit geschaffen, und eine Knappschaftskasse wurde ins Leben gerufen. Um 1700 zählte man eine Belegschaft von über 1000 Beschäftigten. Zu dieser Zeit erweiterte der damalige Landgraf von Hessen das Werk u.a. mit zwei Hochöfen, Kokerei, einen Kupferhammer und zwei Pochwerke mit Kobaltwäscherei. Eine Mühle, ein Fruchtmagazin sowie ein Bauernhof mit Gastwirtschaft und Brauerei werden urkundlich erwähnt. Im 30jährigen Krieg kam die Hütte zum Erliegen und wurde erst 1684 wieder aufgebaut. Neue Schächte und Stollen wurden angelegt. Das gewonnene Kupfer wurde auf der Richelsdorfer Hütte nur teilweise zu Kesseln und Geräten verarbeitet; der größere Teil der Erzeugung wurde auf den Kupferhammer nach Kassel gebracht. Dort wurde z. B. auch der Herkules auf Schloß Wilhelmshöhe aus Richelsdorfer Kupfer gegossen. Nach einer
Blütezeit begann um etwa 1850 der Zusammenbruch des Kupferbergbaues, und viele Bergleute wanderten
in andere Industriegebiete ab oder verzogen nach Amerika. Von 1700 bis zur Stillegung des Kupferbergbaues befand sich das Bergamt in
Richelsdorf. Die Herstellung aus dem Rohstoff Schwerspat von Lithopone und Blanc fixe in einer der Schwerspatmühle angeschlossenen chemischen Abteilung erfolgte seit 1895. Lithopone war das damals am meisten eingesetzte Weißpigment in der Lack- und Farbenindustrie. Es fand außerdem vielseitige Verwendung bei der Gummi-, Linoleum- und Wachstuchherstellung. Blanc fixe wurde als Füll- und Aufhellungsmittel in der Papierindustrie gebraucht und zu verschiedenen Zwecken in der Farbenindustrie. 1873 war das Werk in den Besitz der Privatfirma Fleischmann und Witte,
Iserlohn, und später auf von Verschuer und Lahmeyer, Richelsdorferhütte,
übergegangen. Im Jahre 1938 wurde die Richelsdorfer Hütte auf Anregung des Herrn Kommerzienrats Adolf Lindgens von der Firma Lindgens und Söhne, Köln-Mühlheim, einem der größten Pigmenthersteller Europas, käuflich erworben. Zu Geschäftsführern wurden Diplom-Ingenieur Robert Wahlen und Dr. jur. Max Graeff bestellt. Die Fabrikanlagen erfuhren erneut eine weitgehende Modernisierung und der Schwerspatabbau konnte erheblich intensiviert werden. Der zweite Weltkrieg stoppte das Erweiterungsprogramm der Firma, jedoch konnte die laufende Produktion fast gleichbleibend bis zum Kriegsende gehalten werden. Bereits im Juni 1945 konnte der Betrieb, wenn auch in begrenztem Umfang und mit beschränkten Mitteln, wieder aufgenommen werden. Der Verlust der Märkte jenseits des Eisernen Vorhangs mußte durch Gewinn neuer Absatzgebiete im Westen ausgeglichen werden. Ein erheblicher Teil der Erzeugung, die in den kommenden Jahren um ein Vielfaches gesteigert wurde, ist nach west- und nordeuropäischen Ländern sowie nach Übersee exportiert worden. In der Voraussicht wesentlicher Veränderungen auf dem Pigmentgebiet und der Probleme des Umweltschutzes bei Produzenten und Verbrauchern von Lithopone begann die Richelsdorfer-Hütte im Jahre 1959 mit der Herstellung bauchemischer Produkte, insbesondere für die Verwendung bei dem sich in der Folgezeit rasch entwickelten Elementbau. Als die Weltmarktlage einem auskömmlichen Absatz von Lithopone und Blanc fixe nicht mehr zuließ, wurde diese Produktion 1969 eingestellt. Bereits 1962 war die Firma wegen Erschöpfung der Schwerspatvorkommen der eigenen Rohstoffbasis beraubt worden. Ein großer Teil der Fabrikanlagen wurden abgerissen und durch neue Werkshallen sowie ein modernes Sozialgebäude ersetzt. Produktion und Absatz der bauchemischen Produkte wurde der Schwesterfirma der Richelsdorfer Hütte, der Firma Alsecco Bauchemische Produkte GmbH & Co. KG, übertragen, die sich bis heute zu einem maßgeblichen Hersteller von Bauwerkstoffen entwickelt hat. Es werden eigene Verkaufsbüros in Frankfurt, Hamburg, Köln, München und Stuttgart unterhalten. Darüber hinaus sind zahlreiche Mitarbeiter in vielen Ländern der Erde unterwegs zur Beratung von Kunden und Interessenten, um Alsecco-Bauwerkstoffe aus Richelsdorf weltbekannt zu machen. Der Mengen- und Wertumsatz von über 100 Produkten war zu keiner Zeit während der letzten 700 Jahre nur annähernd so bedeutend wie heute. Alle mit Alsecco-Bauwerkstoffen beschichteten Gebäude zusammengenommen würden inzwischen mehrere Großstädte ergeben. Von Nordeuropa bis ins südliche Saudi-Arabien leben Menschen mit Richelsdorfer Erzeugnissen in Alsecco-beschichteten Wohnungen, Kasernen, Krankenhäusern, Moscheen, Schulen und Flugplätzen. |